Am Dienstagmorgen, dem 10.09.2024, sitze ich in einem ICE nach Berlin. Das hätte ich mir nie vorstellen können!

 

Ich bin in einem kleinen Dorf in Serbien, nahe der Grenze zu Rumänien, aufgewachsen. Studiert habe ich natürlich in Belgrad, und danach wollte ich eigentlich promovieren. Leider habe ich das Stipendium nicht bekommen und landete stattdessen in einer öffentlichen Apotheke. Die Situation der öffentlichen Apotheken in Serbien ist derzeit schwierig. Nun ja, wir hatten Apothekenketten, Fremdbesitz und das E-Rezept. Tatsächlich war das E-Rezept das Einzige, das wirklich funktioniert hat.

 

Serbien, wie auch die anderen Westbalkanländer, möchte natürlich der EU beitreten, und daher sind deren Gesetze oft an die EU-Gesetze angepasst. Manche davon sind sogar strenger als zum Beispiel die deutschen Gesetze. Aber das Problem ist, wie ein serbisches Sprichwort sagt: „Das Gesetz sind nur tote Wörter auf einem Blatt Papier.“

 

Um meinen Job in der Apotheke zu behalten, wurde ich damals aufgefordert, politisch aktiv für eine Partei zu sein, mit der ich nichts gemeinsam hatte.

 

Es gab natürlich auch andere Gründe, warum ich Serbien verlassen habe, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Also komme ich mehr oder weniger zum Punkt: Ich kam im März 2020 nach Deutschland – kurz vor dem Corona-Lockdown! Auch hier gab es Probleme. Die Lage der öffentlichen Apotheken hat sich mit den steigenden Kosten und den Protesten weiter verschlechtert. Die Anzahl der Apotheken sinkt langsam.

 

Meine persönlichen Probleme in diesem Land waren auf der einen Seite, dass ich nicht genügend Informationen bekam, insbesondere in meiner Muttersprache. Ich hatte viele Schwierigkeiten mit den deutschen Behörden und wurde auch mit der Diskriminierung von Ausländern konfrontiert.

 

Auf zwei dieser Probleme habe ich keinen großen Einfluss, aber ich tue, was ich kann. Ich werde weiterhin Kolleginnen und Kollegen aus dem serbisch-kroatischen Sprachraum mit Informationen unterstützen und ihnen helfen, in Deutschland Fuß zu fassen. Deshalb bin ich auf Instagram, meiner Webseite, per Newsletter und auf Facebook aktiv, um die richtigen Informationen zu verbreiten und Kolleginnen und Kollegen zu helfen. Außerdem organisiere ich Treffen für Kollegen aus dem Ausland in vielen deutschen Großstädten und versuche, dadurch ein Netzwerk von Apothekern zu schaffen, die sich gegenseitig unterstützen und helfen.

 

Am Ende hoffe ich nur eines: Dass das Heute von Serbien nicht das Morgen von Deutschland wird.

 

Das ist meine Botschaft für die VISION.A in Berlin!

 

Mehr Infos gibt es hier oder im deutschlsprachigen Blog.

 

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