Ich hatte schon einmal geschrieben, wie ich kurz vor Corona nach Deutschland kam. Fast eineinhalb Jahre sind vergangen, bevor ich wieder auf den Balkan zurückkehrte. Im ersten Jahr gab es alle möglichen Bewegungseinschränkungen, und mein Fokus lag auf der Vorbereitung der Kenntnisprüfung.

 

Jedenfalls hatte ich im August 2021 einen Flug von München nach Belgrad. Ich erinnere mich, dass ich am Flughafen viel Geld für einen Coronatest bezahlt habe, den am Ende natürlich niemand sehen wollte.

 

Ich hatte ein sehr ähnliches Gefühl wie damals, als ich im März 2020 nach Deutschland kam. Eine Reise ins Unbekannte.

 

Am Flughafen in Belgrad warteten meine Kollegen (ehemalige Mitbewohner aus dem Studentenwohnheim) auf mich, und sie mussten ziemlich lange warten, da unser Gepäck verspätet ankam. Wir feierten „meine Rückkehr“. Ein Abend voller Freude, bei 35 Grad Celsius! Nach der Feier mit Freunden und einer kurzen Pause in Belgrad stieg ich in den Bus, der mein Studium geprägt hat: Belgrad-Požarevac-Veliko Gradište. Erinnerungen kamen in mir auf, die aber bald verblassten. Meine Eltern hatten sich inzwischen scheiden lassen, was ich natürlich wusste. Also kam ich in eine Umgebung, die mir nicht mehr vertraut war. Alles war neu.

 

Nach zwei Wochen in Serbien kehrte ich dann nach Oberbayern zurück. In diesem Moment wurde mir noch klarer, dass ich mich „zuhause“ genau dort fühlte. Anderthalb Jahre hatte ich daran gearbeitet, dass mein Leben auf diesen 34 Quadratmetern schön und angenehm war. Und das ist mir gelungen!

 

Auf meinem Weg habe ich viele Kollegen kennengelernt, meine Verlobte Lilli, und später sind wir in dieselbe Stadt gezogen, in der auch mein Bruder lebt. Vielleicht habe ich hier 15 Kilo abgenommen, aber gesundheitlich fühle ich mich auf jeden Fall viel besser.

 

Serbien habe ich auch im Herbst des nächsten Jahres besucht, diesmal mit Lili, sowie im Jahr 2023. Allerdings fühlte ich mich jedes Mal mehr und mehr wie ein Fremder!

 

Nachdem ich nach Deutschland gezogen war, verfolgte ich über verschiedene Portale die Ereignisse in Serbien. Das hat mich so belastet! Schon die Schlagzeilen einzelner Zeitungsartikel haben mich „auf die Palme gebracht“. Ab und zu habe ich die Anzahl der Nachrichten, die ich gelesen habe, reduziert, und im Januar 2021 habe ich komplett aufgehört, „unsere“ Medien zu verfolgen, was mich sehr befreit hat!

 

Bei der Arbeit spreche ich fast nur Deutsch. Manchmal Russisch und Englisch und manchmal unsere Sprache (Ich sage ‚unsere‘, weil es keine bessere Bezeichnung dafür gibt. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch oder Montenegrinisch – ich verstehe fast alles!). Mit meiner Verlobten spreche ich hauptsächlich Deutsch, seltener die anderen drei Sprachen, die ich bereits erwähnt habe.

 

Deutschland ist wirklich zu meinem Alltag geworden. Meine Heimat habe ich natürlich nicht vergessen. Ich erzähle oft Geschichten und meine Erfahrungen von dort und versuche, die Bräuche und Gewohnheiten so zu bewahren, wie sie früher waren.

 

Der Besuch „zuhause“ tat mir gut, aber ich erkannte, dass ich mich dort nicht mehr so fühle. Die Atmosphäre, die ich in Erinnerung hatte, war nicht mehr da. Ich war ein Gast.

Nikola Bošković
Ich am Rhein