Ein Apotheker aus Serbien in Deutschland

Mein Name ist Nikola Bošković und ich bin Apotheker. Ich komme aus Serbien, wie mein Name andeutet. In Deutschland wollte ich nicht leben, aber ich wollte glücklich sein.

 

Mein Pharmaziestudium (in Serbien 5 Jahre) habe ich 2017 abgeschlossen. Danach folgte ein Praktikum von 6 Monaten. Mein erster Job war in einer öffentlichen staatlichen Apotheke (ja, Apotheken im staatlichen Besitz gibt es immer noch in Serbien). Im Juni 2018 bin ich Filialleiter geworden.

 

Mein Vertrag war auf 2 Jahre begrenzt (Verbot für Einstellungen im öffentlichen Dienst) und daher musste ich mich nach einer Alternative umschauen. Mein Bruder und mein bester Freund wollten zur gleichen Zeit auswandern und da habe ich mich entschlossen (Januar 2019), mein Glück in Deutschland zu versuchen.

 

Man könnte denken, Deutsch wäre meine zweite Muttersprache. Mein Bruder und ich sind mit deutschem Satellitenfernsehen aufgewachsen. Deutsch hatte ich aber nie in der Schule. Sprechen konnte ich, aber die Grammatik und Rechtschreibung waren Herausforderungen!

 

Am Anfang meines Vorhabens hatte ich nur wenige Informationen über das ganze Verfahren. Im Internet konnte ich kaum etwas für Apotheker finden. Für Ärzte und Pflegekräfte sah das anders aus. Auf jeden Fall habe ich nach einiger Zeit der Agentur für Arbeit geschrieben. Um genauer zu sein, ihrer Zentrale für Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Später war ich auch im Kontakt mit der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK). Da konnte ich endlich alles erfahren, was ich wissen wollte.

 

Irgendwann kam ein Anruf aus dem bayerischen Alpenvorland. Um Pfingsten 2019 war ich das erste Mal in meinem Leben in Deutschland. Das Vorstellungsgespräch hatte ich in Weilheim in Oberbayern, südlich von München. Danach begann die Schlacht mit verschiedenen deutschen Behörden: der Botschaft in Belgrad, der BLAK, der Ausländerbehörde in Weilheim, der Regierung von Oberbayern und der Agentur für Arbeit.

 

Als nächstes musste ich eine Sprachprüfung ablegen, die sogenannte Fachsprachenprüfung. Das habe ich Ende November 2019 gemacht. Kurz danach habe ich meinen Job in der Apotheke in Serbien gekündigt. Danach war Warten angesagt. Zuerst habe ich aber eine Ablehnung von der deutschen Botschaft bekommen, aus formalen Gründen. Anfang Januar 2020 war ich eine Woche in Weilheim. In Gedanken war mein Leben schon in Deutschland, aber ich musste noch warten.

 

Erst im März habe ich den Anruf bekommen, auf den ich so lange gewartet hatte. Einen Flug nach München habe ich für den 18.03.2020 gebucht. Ein Tag kurz vor dem Lockdown. Und ich habe es gerade geschafft, mit der letzten Maschine an dem Tag nach München zu fliegen. Danach gab es lange keinen Flugverkehr. Am 23.03.2020 war dann mein erster Arbeitstag in Weilheim. Corona war los und die Hölle war los. Keiner hatte wirklich Zeit, mir etwas zu erklären. Ich sollte zuschauen und versuchen zu helfen.

 

In den nächsten Monaten war Lernen angesagt, in der Apotheke die Praxis sowie zuhause Recht und Pharmakologie (auf Deutsch). Viel tun konnte man sowieso nicht wegen des Lockdowns. Ich war in einer WG und außer Arbeit und Lernen hatte ich ein Fahrrad, mit dem ich die Umgebung erkundete. 11 Monate nach meiner Einreise nach Deutschland habe ich die Kenntnisprüfung bestanden und die deutsche Approbation als Apotheker bekommen. Das war eine Erleichterung!

 

Kurze Zeit danach habe ich meine jetzige Verlobte kennengelernt. Endlich konnte ich reisen. Ich hatte Zeit, Geld und Gesellschaft. Nach 1,5 Jahren nach der Einreise nach Deutschland habe ich meine Eltern und Freunde in Serbien besucht. Zu der Zeit habe ich auch mit meinem Instagram-Account @farmaceutunemackoj (Apotheker in Deutschland) angefangen und Kolleginnen und Kollegen aus dem serbo-kroatischen Sprachraum eine Geschichte erzählt und Tipps über das ganze Prozedere gegeben.

 

In einem Moment habe ich ein Angebot für die Filialleitung erhalten. Drei Monate später habe ich eine Absage bekommen, da aus betrieblichen Gründen die Übernahme der Apotheke nie zustande kam. Ich war etwas traurig und erzählte das meinem Bruder, der vor kurzer Zeit nach Andernach, bei Koblenz in Rheinland-Pfalz, gezogen ist als Krankenpfleger. Am selben Tag bekam ich Anrufe von zwei Apothekern aus der Stadt. Mein Bruder hat alle Apotheken in der Umgebung gefragt, ob sie Apotheker suchten. Am Ende hatte ich drei Vorstellungsgespräche und nahm ein Angebot an. Sechs Monate später bin ich umgezogen.

 

Mein Bruder und meine Verlobte haben sich viel Zeit genommen, um sich über die Selbstständigkeit zu informieren. Das hat mich auch zum Nachdenken gebracht und im August 2023 habe ich ein Gewerbe angemeldet, mit dem Ziel, Apotheker aus dem Ausland auf ihrem Weg nach Deutschland noch mehr zu unterstützen. Ich biete Karriereberatung und Kurse in deutscher Fachsprache für Apotheker an, sowie die Unterstützung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei den Anträgen bei verschiedenen deutschen Behörden. Über meine Geschichte hat auch das Portal Apotheke Adhoc geschrieben und zum einen Teil auch hier: „Nach Hessen zu gehen, empfehle ich niemandem“.

 

Falls Sie also Interesse an einer Zusammenarbeit haben, Hilfe bei der Anstellung von Apothekern aus dem Ausland benötigen oder andere Fragen haben, können Sie mir gerne schreiben: apothekerindeutschland@online.de oder anrufen: 0176 5570 8628.

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Farmaceut u Nemačkoj

Nikola Bošković

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